Normalerweise mache ich keinen Sport. Nicht, weil ich unsportlich bin. Sondern weil ich keine Lust habe. Entweder schwitze ich bei Konzerten oder beim Sex. Aber definitiv nicht beim Sport. Ich erkenne da auch generell keinen Mehrwert: Man sieht einfach nur bescheuert aus, hat ‘ne rote Birne und alles klebt.
In der Stunde hätte ich auch locker irgendwo schön ein Gläschen Rosé trinken können.
Das war aber auch alles mal anders. Beim Sportunterricht in der Schule war ich tatsächlich eine der Ersten, die in die Gruppe gewählt wurde. Ich habe früher fünf Mal die Woche Sport gemacht und sollte sogar an die Deutsche Sporthochschule nach Köln. Es gab mal Zeiten, da war ich gelenkig wie so ‘ne Brezel.
Aber zum Glück kam alles anders. Sonst hätte ich zu ‘nem bombigen Charakter jetzt ja auch noch einen Modelkörper. Wär ja auch ein Stück weit super egoistisch von mir.
Aber damit dieser Sommer nicht wieder 5 Kilo zu früh kommt, ändere ich jetzt eben meine Gewohnheiten.
Man wird ja auch älter. Und da ich jetzt steil auf die 25 zugehe, muss ich halt was machen, damit ich meinen Körper auch weiterhin nackt im Spiegel ertrage. Deswegen mache ich das jetzt wie Miranda Kerr und sehe meinen Körper als Tempel. Und dazu gehört eben auch Sport. Von mir aus.
Was mir dabei aber wieder aufgefallen ist: Das Gute beim Sport ist ja, dass man super viele Männer kennenlernt. Und die haben auch keine Berührungsängste, um einen anzusprechen:
- „Kannst du mal bitte aus dem Weg gehen?“
- „Das ist meine Bank.“
- „Was macht die da?“
- „Hast du etwa gerade aus meinem Wasser getrunken?“
Der ganz normale erste Smalltalk zum Kennenlernen eben. So einen guten Schnitt, so oft angesprochen zu werden, habe ich normalerweise nicht mal abends beim Weggehen. Vielleicht stelle ich mich jetzt also öfter im Cocktailkleid und kleinem Martini in so ein Fitnesscenter. Man muss die Zielgruppe ja im Auge behalten.
Aber zurück zum Sport. Ich trage beim Joggen übrigens am liebsten Neon-Outfits. Damit alle sehen, wenn ich wie ein Blitz an ihnen vorbeirenne. Und den Leuten, die mich wider Erwarten überholen, stelle ich ein Bein. Ich sehe das auch einfach als bewusste Provokation an mir als Person.
„Schau, ich bin fitter als du kleine Dickmaus!“ Ja, mag sein. Aber in meinem Körper wohnen ja auch viele Schokobons und Weinschorlen, um die ich mich liebevoll kümmern muss.
Ich mache Sport ja auch eigentlich nur, damit ich mehr essen kann. Also nicht um des „Sports willen“, sondern eigentlich nur, damit ich mehr snacken kann, ohne danach auszusehen wie Cindy. Damit meine ich nicht die Crawford, sondern die aus Marzahn.
Für diejenigen, die mich nicht kennen: Ich habe die Geschmacksnerven einer Fünfjährigen. Ich mag Pommes, Pizza und Pasta. Kohlenhydrate und Süßigkeiten sind meine besten Freunde. Ich hab zum Glück keine Intoleranzen und mag auch Tiere ganz gerne. Am liebsten mit Kartoffeln und Rotkohl. Außerdem trinke ich gerne Lambrusco und hänge in Bars ab, wo der Boden klebt. Um mich zu beeindrucken braucht es kein 5-Sterne-Lokal. Der reicht der Italiener um die Ecke mit rustikaler Einrichtung und Kerzen in alten Weinflaschen auf dem Tisch.
Aber das ist jetzt nur ‘ne Randinformation und geht an der Thematik vorbei. Dazu dann später mehr. Ich muss nämlich jetzt zum Sport.