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Kim Schang
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Menschlichkeit

Posted on Oktober 13, 2019Oktober 13, 2019 by Kim

Ich habe keine Minute Angst davor, dass das Haus, in dem ich wohne, vielleicht morgen nicht mehr da sein wird. Ich verbringe aktuell nicht einen Gedankengang damit zu, um das Leben meiner Freunde oder Familie zu fürchten, die durch Krieg, Hass oder Gewalt aus dem Leben gerissen werden könnten. 

Angst haben. Angst davor haben, die liebsten Menschen, das Heim, in welchem man aufgewachsen ist oder die gewohnte Umgebung zu verlieren. All diese Sorgen kennen wir nicht.

Nein. Uns geht es gut. Jedem Einzelnen von uns. Wir haben genug zu essen, ein Dach über dem Kopf und zudem tausend weitere Dinge, die der Mensch eigentlich nicht braucht. Wir machen uns Gedanken darüber, wie wir unser Leben optimieren können, wohin die nächste Reise hingehen soll oder ob wir wirklich den vierten schwarzen Pulli im Kleiderschrank brauchen.

Wir haben Glück. Es ist unser Privileg, so leben zu dürfen, nicht unser Recht. 

Es ist eine absolute Unerträglichkeit, dass in diesem Land, Menschen, die Hilfe, Zuflucht und Schutz suchen, angefeindet werden. Dass Menschen, die niemandem etwas getan haben, außer, dass sie hier in Ruhe leben möchten, angegriffen und attackiert werden. Ich kann es ganz schlecht ertragen, dass die Menschen so viel Hass in sich besitzen und so wenig Größe und Menschlichkeit. 

Es gibt sicherlich einige Leute da draußen, die nicht mit allem einverstanden sind, was die Politiker entscheiden. Und das ist auch vollkommen in Ordnung. Aber man darf doch nicht – man darf unter keinen Umständen – versuchen, seine eigene Meinung mit Gewalt durchzusetzen. Seine Meinung über das körperliche und psychische Wohl anderer Menschen zu stellen. Das ist falsch. Das ist grausam. Das ist menschenverachtend. 

Es ist doch scheißegal, aus welchem Kulturkreis man kommt oder welcher Religion man angehört. Seid doch einfach alle mal nett zueinander. Ich verstehe das einfach nicht. Ich meine: Wenn man mit seinem eigenen Leben nicht zufrieden ist, kann man doch niemanden anderen dafür verantwortlich machen? Und sich dann – ist natürlich auch am Einfachsten – auf die Schwächsten der Gesellschaft stürzen? Wow. Das ist einfach nur armselig. Wann hört ihr denn endlich auf, euch gegenseitig zu bekriegen?

Wann ist denn endlich der Zeitpunkt gekommen, an dem man es mit Liebe probiert? Füreinander. Für den ANDEREN. Nicht nur für sich selbst. Sind wir echt alle so engstirnig, egoistisch und blind geworden? Kümmert uns das Leid des anderen denn so wenig, dass wir Angst haben – in einem Land wie Deutschland – zu kurz zu kommen? Dass man uns etwas wegnimmt? Essen, Wasser, den Partner oder den Job? 

Okay, das ziehe ich vielleicht zurück. Aber ich meine, wenn jemand ohne Sprachkenntnisse, Geld und Kontakte in der Lage ist, deinen Job zu bekommen, bist du wahrscheinlich einfach nur scheiße. Und dann solltest du nicht die andere Person zur Rechenschaft ziehen, sondern an deinem Intellekt arbeiten und deine Fähigkeiten ausbauen. Es ist doch alles echt nicht so schwer. Einfach mal bei sich selber anfangen.

Letztens saß ich im Zug auf dem Rückweg nach Berlin neben einem Syrer und wir kamen ins Gespräch. Er ist seit einem Jahr in Deutschland und arbeitet in Frankfurt als Architekt. Wir haben uns zwei Stunden unterhalten, er hat mir seine Snacks angeboten und ganz viel aus seiner Heimat und den Gründen seiner Flucht erzählt. Auf DEUTSCH. Weil er versucht, hier anzukommen. Weil er neben der Arbeit abends einen Hochschulkurs besucht, um sich in der Landessprache unterhalten zu können. Weil er sich wirklich Mühe gibt, auf die Menschen hier zuzugehen. Kannst du das auch von dir behaupten, Bernd (“Dos Zerwesaas, por fawor”)?!
Jaja, schon gut.

Diese zwei Stunden waren informativer und besser als jedes Hörbuch auf meinem Handy, welchem ich eigentlich während der Fahrt lauschen wollte. Hört den Menschen doch einfach mal zu. Ihr könntet überrascht werden.

Was dieses Land braucht sind Menschen mit Rückgrat.

Mensch sein. Menschlich sein. Menschen, die sich nicht blenden und unterkriegen lassen. Menschen, die – nicht auf den eigenen Vorteil bedacht – Entscheidungen für andere treffen. Die laut gegen Ungerechtigkeit einstehen. Liebe, Herzlichkeit und Philanthropie sind die Werte, die unsere Welt zu einer besseren machen würden. 

Versteht mich nicht falsch: Es müssen nicht immer die großen Gesten sein. Aber es wäre doch mal ein Anfang, anderen Menschen die Hand zu reichen. Sie zu integrieren. Sie nicht auszugrenzen. Ihnen zu helfen, in einem für sie fremden Land zurechtzukommen. Indem man sie einfach mal fragt, ob sie einen Kaffee trinken wollen. Indem man sie auf der Straße einfach mal anlächelt. Oder indem man Kleider raussucht, die man im Schrank schon seit Jahren nicht mehr angefasst hat (nein, die Jeans von vor 4 Jahren wird nicht mehr passen. Auch nicht nächsten Sommer. Versprochen. Gib sie jemandem, der sie wirklich benötigt). 

Glaubt mir, es KANN so einfach sein. Es SOLLTE so einfach sein.

Wenn wir endlich anfangen würden, zusammenzurücken. Wenn wir endlich anfangen würden, uns um die Menschen und das Leid um uns herum zu kümmern.
Und wie spannend kann es bitte sein, Neues zu lernen und seinen Horizont zu erweitern? Nutzt das doch einfach als Chance, um euch selber weiterzuentwickeln. Nutzt es als Chance, um euren Anteil zu leisten.

Ich meine: Menschen, die aus Angst vor Krieg fliehen, haben unseren vollsten Respekt verdient. Und sollten unsere Hilfe bekommen. Und – was wahrscheinlich am Wichtigsten ist – sie verdienen unsere Liebe. Sie haben doch schon genug durchgemacht.  

Ich hab vielleicht nicht so viel Ahnung von Politik, aber ich weiß, dass ich jeden mit offenen Armen empfange, der Schutz und Zuflucht vor Krieg, Gewalt und Missbrauch sucht. Dass ich versuchen werde, jeden zu beschützen, dem Gewalt droht oder dem Gewalt angetan wurde. Dass ich den Mund aufmache, wenn ich irgendwo Ungerechtigkeit sehe.

Und wer von euch nicht das Gleiche von sich behaupten kann, hat eines der wichtigsten Merkmale verloren, die uns Menschen ausmachen: Die Menschlichkeit.

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Hi, ich bin Kim!

Ich bin Journalistin und Kolumnistin. Ursprünglich komme ich von der Küste, aber nach Stationen in Hamburg, Palma und New York hat es mich vor fünf Jahren nach Berlin verschlagen. Dort bin ich immer noch nicht als Model entdeckt worden und kämpfe mich deswegen mit einer Flasche Wein und einer guten Portion Humor durch’s Leben. Ich arbeite als Online- und Social Media-Redakteurin bei ENERGY und liebe Süßigkeiten, das Meer, einen pink gefärbten Himmel, meine Freunde und das Leben.

Falls ihr mit mir zusammenarbeiten wollt oder Fragen habt, immer her damit: k.schang@web.de

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