Ich war die Tage mit einer Freundin zum Essen verabredet und natürlich endete der Abend mit ein paar obligatorischen Drinks. Sie war kurz vorher mit ihrem Freund im Urlaub und ich in Vietnam, deswegen hatten wir uns viel zu erzählen.
“Ich wollte doch einfach nur Gin Tonic trinken, die Landschaft genießen und einen Mann an meiner Seite, der mal kurz die Klappe hält. Der nicht alle fünf Minuten mit seinem Wikipedia-Wissen prahlt und mich über den Krieg im nahen Osten informiert. Ist das denn zu viel verlangt?”, fragt sie mich und schaut mich mit ihren haselnussbraunen Augen erwartungsvoll an. Ich grinse und kann mir nur schwer ein Lachen verkneifen. “Ach Mucki, leben und leben lassen. Ich glaube, man muss nicht immer alles ansprechen. Und wenn er dabei glücklich ist, lass ihn reden. Trink doch einfach seinen Gin Tonic mit, wenn er eh die ganze Zeit sabbelt – win win sozusagen!”
Oder lassen wir uns manipulieren?
Auf dem Weg nach Hause frage ich mich, warum die Kommunikation zwischen Männern und Frauen manchmal so schwierig ist. Wie es sein kann, dass wir Dinge sagen, die falsch ankommen. Oder Gesagtes unseres Gegenübers selber falsch aufnehmen. Des Weiteren frage ich mich, warum wir uns manchmal in Menschen verlieben, bei denen es von Anfang an klar ist, dass es kompliziert werden wird? Weil man sein aktuelles Leben insgeheim gar nicht aufgeben möchte? Weil es ja eigentlich ganz gut so ist, wie es ist?
Ich meine, manchmal frage ich mich halt, ob es das alles wert ist? Wenn es dann doch nicht klappt – wie leider so oft? Die Tränen, der Herzschmerz, das Hinterfragen der eigenen Existenz auf der Grundlage einer Person? Der vermeintlich einzigen Person, die zu einem passt und die das eigene Liebesglück vollständig machen kann. Ist das nicht hochgradig falsch? Wenn man aufgrund einer Person alles in Frage stellt? Auf der Grundlage einer Person, mit der es anfangs so gut aussah – aber mit der es schlussendlich dann doch nicht klappt. Weil es eben doch nicht sein sollte. Oder weil man sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt.
Gibt es wirklich nur eine große Liebe?
Jetzt mal ganz ehrlich: Ich weiß nicht, ob es nur “eine große Liebe” gibt. Ich weiß nicht, ob man nur einen Menschen lieben kann. Wenn man Kinder hat, liebt man ja auch nicht eins mehr und eins weniger (das sagen mir zumindest meine Eltern im Freundeskreis). Ich bin mir da aber ehrlich gesagt nicht so sicher. Ich glaube schon, dass jeder insgeheim ein Lieblingskind hat. Aber da spricht halt keiner drüber.
Vielleicht hat man im Laufe seines Lebens einfach viele kleine, große Lieben. Die eben nicht die gesamte Existenz überdauern. Natürlich gibt es Ausnahmen von der Regel. Aber das, was uns vermittelt wird, entspricht eben leider oftmals nicht der Realität. Nicht jeder lernt seinen Partner mit 18 kennen und stirbt Hand in Hand mit Mitte 80. Ich würde das ja auch alles gerne glauben, aber die Erfahrung sagt halt was anderes. Falls es da draußen aber einen Mann gibt, der mich vom Gegenteil überzeugen möchte: Dafür bin ich natürlich offen!
Möglicherweise ist es auch einfach so: Vielleicht kann man manchmal “einfach” einfach nicht. Vielleicht braucht man das Kopfkino, die verkomplizierten Situationen und auch die Unsicherheiten. Zumindest am Anfang. Obwohl man sich eigentlich nichts mehr wünscht, als dass es endlich mal einfach ist.
Aber wie durchbricht man einen Kreislauf, der einem eigentlich nicht als negativ auffällt? Die Frage habe ich mir oft gestellt. Und eigentlich gibt es darauf nur eine Antwort: Man durchbricht ihn genauso, wie man seine eigene Comfort Zone durchbricht. Man tut es einfach. Einfach mal weniger nachdenken. Weniger grübeln. Einfach machen.
Ich suche nicht. Weil ich ja auch nichts verloren habe.
Jeder Mensch – oder jeder Mann – der mein Leben betritt, ist ein Zugewinn. Also, wenn ich Glück habe; oder eben ein riesengroßer Reinfall. Alles schon erlebt. Aber das ist ja auch okay. Man lernt aus allen Erfahrungen. Wie man es beim nächsten Mal anders machen kann. Wie man es beim nächsten Mal vielleicht ein bisschen besser machen kann.
Ich predige immer davon, dass man mutiger sein sollte. Im Leben, im Job. Und vor allem in der Liebe. Und das mache ich jetzt auch. Ich hoffe, dass ihr alle diesen kommenden Sommer dafür nutzt, um mutiger zu sein. Um abenteuerlicher zu sein. Auch, auf die Gefahr hin, auf die Schnauze zu fliegen. Auch, auf die Gefahr hin, verletzt zu werden.
Ich glaube, am Ende des Tages muss sich jeder im Leben die Frage stellen, ob man den einfachen Weg gehen möchte; oder den Weg, der richtig ist. Und mit dieser Entscheidung muss man unter Umständen den Rest seines Lebens leben. Also entscheidet euch weise.
Ich hoffe einfach, dass ihr euch traut, die Dinge zu tun, die richtig sind. Dass ihr euch traut, die Dinge zu tun, die sich richtig anfühlen. Auch auf die Gefahr hin, dass euer Leben durcheinander gewirbelt wird. Ach auf die Gefahr hin, dass ihr euch und euer Leben komplett in Frage stellen müsst.
Denn wenn wir mal ganz kurz ehrlich sind: Sind das nicht die Momente, an denen wir uns lebendig fühlen? Sind das nicht die Momente, die das Leben lebenswert machen? Die das Leben aufregend machen?
Und wer weiß, am Ende finden wir etwas, was wir vielleicht gar nicht gesucht haben. Und es könnte das Beste sein, was uns je passieren wird.